Archiv für den Monat: Dezember 2013

Morgenseiten schreiben

23.7.13 014Als wir die Schreibwerkstatt im Utersumer Reha-Zentrum einrichteten, habe ich behauptet, Schreibwerkstätten würden immer leere Bücher an die RehabilitandInnen ausgeben, die billigen Supermarktkassen-Bücher mit festem Einband und linierten Seiten. Und Kulis. Seither habe ich immer einen Vorrat im Schrank, und wenn der ausgeht, beantrage ich Nachschub. Also kann ich große leere Bücher austeilen, die sich dafür eignen, morgens im Bett beschrieben zu werden. In der Schreibwerkstatt des Utersumer Reha-Zentrums sind ganz überwiegend Frauen, die eine gyn-onkologische Diagnose hatten. Ich empfehle ihnen, Morgenseiten zu schreiben.
Das Rezept Continue reading

Lob des Lungerns

Dieser Beitrag erschien zuerst im blog www.inselschreibwerkstatt-blog.de

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Lungern, lungern … wo kommt das Wort eigentlich her? Lungern… was sagt Kluges etymologisches Wörterbuch? „Herkunft unklar.“ Aha. Hat was mit gelingen zu tun, auch mit begierig, neugierig. Im Englischen gibts den wundervoll bildhaften Begriff des  lounge lizard, also der Echse, die in der Hotellounge, eben: lungert. Wie das Echsen so tun. Herumlungern. Im Übergangsbereich zwischen hier und dort.
Ich lobe das Lungern Continue reading

Heilsames Schreiben in der Reha

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23.7.13 013Weil ich immer wieder gefragt werde, was wir denn in der Schreibwerkstatt des Reha-Zentrums Utersum so machen, habe ich kürzlich mal die TeilnehmerInnen gefragt, was für sie denn in dieser Schreibwerkstatt passiert. Hier sind einige Antworten:

Losschreiben einfach seinen Gedanken freien Lauf lassen ganz frei oder zu einem Thema. Blitzlichter seines versteckten Ichs erkennen, entdecken, alte und neue Gedanken formulieren und festhalten oder loslassen. Sich befreien Ideen anderer aufsaugen sich berühren lassen von den Gedanken anderer Continue reading

Den Raum frei und offen lassen

Dieser Beitrag erschien zuerst unter dem Titel:“Ich bin ja eigentlich gegen…“ im blog www.Inselschreibwerkstatt-blog.de .

23.7.13 043Ich bin ja eigentlich gegen Vorbereitung, aber für die Schreibwerkstatt heute abend hatte ich bei Pema Chödrön nachgelesen:
„Der Trick ist, dass du loslassen und dich wieder für die Weite öffnen kannst. Das kannst du in jedem Augenblick, immer. Dazu musst du aber schon Freundschaft schließen mit dir selbst. Du musst deine Wut, deine Selbstverachtung, dein Wünschen und Begehren, deine Langeweile kennen lernen und mit all diesen Dingen Freundschaft schließen.“ (zitiert bei: Christine Bolam:“Einladung zum Glück“, Kamphausen 2003, Seite 59).

Und dann war keine/r da. Das hat es noch nie gegeben. Nicht ein Mensch in der Schreibwerkstatt. Ich hatte die Türen nach drinnen und nach draußen geöffnet, hatte Knospen, Blüten, verblühte Blüten und grüne und rote Hagebutten der Hundsrose auf den Tischen verteilt, Continue reading

Haiku-Schreiben als Kraftquelle

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Aus der Schreibwerkstatt  im Reha-Zentrum Utersum auf Föhr:

Nicht wissen was kommt
Gespannt sein auf das Neue
Mit Schwung nach vorne

Gedanken spielen
Gedanken kreisen im Kopf

Gedanken ruhen

Kirschblütenvogel
Helfe mir in meiner Angst

Flieg einfach höher

M/Ein Kind an der Hand
Vertrauensvoll kurzer Blick

Welt steht uns offen

Heldinnenreise:
die Geschichten des Lebens

lassen mich wachsen

„Mit diesem Gelb kann ich leben!“ Mandala Geschichten

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23.7.13 048In der Kraftquellenarbeit malen wir manchmal Mandalas aus: Christliche Mandalas sind z.B. die Rosetten in Kirchenfenstern; es gibt indische Mandalas, buddhistische Mandalas und keltische Flechtband-Mandalas. Die meisten finden eines, das sie anspricht, manche entwerfen ihr eigenes Mandala und malen das dann mit Buntstiften aus. Eine Frau erzählt, es sei ihr beim Malen des Mandalas einfach so passiert,dass sie in der Wiederholung einer bestimmten abgeschlossenen Struktur innerhalb des Mandalas (sie zeigte ein keltisches Flechtbandmandala mit „vier Vierteln“ innerhalb des Kreises) für das Dunkle, das Schwarze, das, was sie bedrücke, wie zufällig eine andere Farbe gefunden habe: ein fahles Gelb. „Das ist keine schöne Farbe, aber mit diesem Gelb kann ich leben!“,  sagte sie.

Mit diesem Gelb kann ich leben.

Darum geht es beim Mandala-malen: dass wir uns selber für das, was in  unserem Leben passiert ist, die Farbe geben. Continue reading

There are no shortcuts: das Mandala des längeren Weges

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23.7.13 054Wenn wir mit den Mandalas aus dem Buch von Ruediger Dahlke: Mandalas der Welt arbeiten, dann bitte ich die TeilnehmerInnen immer, sich vom Mandala finden zu lassen: einfach das Buch durchblättern, nicht hinsehen, und auf eine Seite tippen. Das, was dann da ist, ist ihr heutiges Mandala. „Aber wenn mir das nicht gefällt?“ – Dann ist das wie im richtigen Leben manchmal, wo ich mir manches aussuchen kann und manches nicht. Und wo ich nicht immer mich von meinen Vorlieben und Neigungen antreiben lassen muss, sondern Continue reading

Achtsames Schreiben

23.7.13 052Achtsames Schreiben: der Begriff entstand gestern in der Schreibwerkstatt. Eine Rehabilitandin, die auch meditiert, sagte spontan,  nachdem sie meine Anleitung gehört hatte:  „Das ist ja wie in der Achtsamkeitsmeditation, also nur wahrnehmen und annehmen und gehen lassen, wie beim Atmen.“
Genau. 

Ich gebe immer ungefähr folgende Anleitung:
„Schreiben Sie alles auf, was Ihnen durch den Kopf geht. Rechtschreibung und Stil sind nicht wichtig, Sie können ganze Sätze machen, halbe oder gar keine. Stellen Sie sich vor, Sie wären Ihre eigene Aufzeichnungsmaschine,  Continue reading