Gestern war der Märchen-Workshop mit den Hospiz-Begleiterinnen, und nachdem wir uns im Zentrum für Stille, Tango und Bewegung nett eingerichtet hatten, fingen wir mit Frau Holle an. Wir fanden, dass der Gang der beiden Heldinnen duch den Brunnen in die andere Welt zu Frau Holle und zurück durch das Tor ein Erfahrungsweg ist, eben eine Heldinnenreise.
So oder ähnlich strukturieren wir unsere Erfahrungen, wenn etwas Neues auf uns zukommt, vielleicht etwas Schmerzliches, das wir verarbeiten müssen:
wir brechen auf aus dem Bekannten ins Unbekannte, springen hinein in die andere Welt, mitten in unsere Angst und unseren Schmerz, wir gehen durch den Brunnen und finden uns wieder auf der neuen Ebene (alles so neu und anders hier…), finden Aufgaben, Gefahren, Kämpfe, neue Menschen und Chancen, und kehren schließlich mit dem Erfahrungsschatz zurück (zu den Meinigen, sagt das Märchen), und finden uns verändert durch die Reise.
Das ist die erzählerische Grundstruktur der Veränderungserfahrung, die wir auf unsere eigenen Erfahrungen anwenden konnten. Wir gingen den Kreis in dem schönen großen Raum, und fanden heraus, wie wir als BegleiterInnen von Menschen, die neue und schmerzliche Erfahrungen machen, gehen können, handeln können.
Im Außenkreis begleitend, achtsam, vorausschauend: durch den Brunnen, zur neuen Erfahrung, durch das Tor zurück zur Ausgangsbasis, als Veränderte.
Das Tempo und die Inhalte der HeldInnenreise werden von der Begleiteten bestimmt, die Begleitende geht außen, richtet sich aus, und kann, weil sie die Grundstruktur des Erfahrungsweges kennt, manches vorausahnen, kennt die Schwellen und Übergänge ins Neue, am Brunnen, am Tor. Die Begleitende hat ihren eigenen Erfahrungsweg, auch sie ist herausgefordert, wird durch die Reise verändert.
Wir gingen den Erfahrungskreis im Raum und eine Teilnehmerin fand die Worte dafür: „Wir machen die Achtsamkeit der Begleitung Anderer sichtbar!“
Zum Ende formulierte eine Teilnehmerin ein Resümee: „Das macht Spaß, so szenisch zu arbeiten und kreativ an den Erfahrungen rumzudenken!“
– Das fand ich auch.
