Kürzlich las ich über eine Journalistin, die innerhalb kürzester Zeit in ihrem Leben verlor, was ihr am wichtigsten war: ihr neugeborenes Kind und ihre Lebensgefährtin.
Ariel Levy berichtete der Reporterin des ZEIT-Magazins, die sie in New York besuchte, was ihr nach dem Zerfall ihres Lebens geblieben war: ihre jüdische Identität und das Schreiben.
Vor der Frage: Was bleibt? stehen Menschen aus den unterschiedlichsten Gründen, in unterschiedlichen Phasen ihres Lebens. Für mich war interessant, dass das Schreiben ein so wichtiger und nachhaltiger Anker sein kann wie die Familienbindungen und die religiösen und kulturellen Bindungen.
Also schlage ich die Heimat-Liste vor, sozusagen prophylaktisch, aber auch in jedem anderen Fall:
Was verankert mich im Leben,
was ist mir Heimat,
was bleibt?
Listen sind in meinen Schreibwerkstätten immer schnell und spontan geschriebene Texte mit zehn Eintragungen. Wenn zu einem Punkt nichts kommt, dann drei Pünktchen als Platzhalter einfügen und zur nächsten Listennummer weitergehen. Auf diese Weise können wir Mut zur Lücke haben, die sich erfahrungsgemäß später noch füllen lässt, inspiriert durch das Gespräch.
In der Schreibgruppe bitte ich immer darum, höchstens eine oder zwei Eintragungen der Liste zu veröffentlichen.
Hier ein paar Beispiele aus den Heimat-Listen, als Antworten auf die Frage: Was ist mir Heimat?
* Ein bestimmtes inneres Körper-Gefühl
* In der Meditation bin ich zuhause
* Meine Erinnerungen
* Beim Rudern bin ich ganz bei mir
* Mein Mann und meine Kinder
* Ein ganz bestimmter Moment in meinem Leben, der mich geprägt hat
* Mein Hund
* Meine Träume
* Meine ganz speziellen Momente im Leben, die ich in meiner Schatzkiste sammele
* Mein Glaube gibt mir Heimat bei Gott
* Das Tanzen
* Ich kann beim Singen in mir zuhause sein
Im gesprächsförmigen Nachdenken darüber, was Heimat gibt, was bleibt, kam uns der Gedanke, dass es oft gar nicht die Dinge sind, auch nicht die Häuser und noch nicht einmal, obwohl fast auf jeder Liste zu finden, die Menschen oder die Tiere. Es waren die persönlichen Erfahrungen, die nichtmateriellen Lebens-Wirklichkeiten wie